Unser Rehabilitationskonzept
Wir sehen Sucht oder Abhängigkeit als Krankheit mit nachweisbaren Krankheitsursachen, -risiken, Krankheitsverläufen und Behandlungsmöglichkeiten. Um das Ziel der Rehabilitation, die dauerhafte Abstinenz der Patientinnen und Patienten zur erreichen, setzen wir auf eine tragfähige therapeutische Beziehung im Rahmen der persönlichen Begegnungen der Patientinnen und Patienten und der Behandelnden.
Menschenbild und Persönlichkeitstheorie
In der Rehabilitation orientieren wir uns an einem empirisch wissenschaftlichen Menschenbild. Persönlichkeit verstehen wir als Entwicklungs- und Lernprozess, bei dem das soziale Lernen und die zunehmende Entwicklung eigenverantwortlicher und selbstkontrollierter Verhaltensweisen eine zentrale Rolle spielen.
Bio-psycho-soziales Modell
Die Entwicklung einer (nicht-) stoffgebundenen Abhängigkeit mit gegebenenfalls zusätzlicher komorbiden psychischen Erkrankung wird als Krankheitsprozess verstanden, der nur in seinem Wechselspiel von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren angemessen verstanden werden kann. Krankheitsprozesse sowie Gesundungs- oder Gesunderhaltungsprozesse (Salutogenese) werden als multifaktoriell bedingte Prozesse verstanden. Krankheiten werden dabei als Störungen interpretiert, die auf entsprechende Dispositionen und Vulnerabilitäten (Diathese) und Umgebungseinflüsse (Stress) zurück zu führen sind (Diathese-StressModell). Auch die Begleiterscheinungen und die Folgen von Krankheitsprozessen werden im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Modells interpretiert.
Krankheitsverständnis
Auf dem Hintergrund des bio-psycho-sozialen Modells wird Abhängigkeit als Krankheit angesehen, mit empirisch nachweisbaren Krankheitsursachen beziehungsweise –risiken, Krankheitsverläufen und Behandlungsmöglichkeiten.
Rehabilitationsansatz und Behandlungsprinzipien
Rehabilitationsmaßnahmen erfolgen im Rahmen eines sozialen Vermittlungsprozesses, für den tragfähige therapeutische Beziehungen im Rahmen der persönlichen Begegnungen von Patientin oder Patient und Behandlern wesentlich sind.
Die Rehabilitation und Behandlung erfolgt prinzipiell in Wohn- und Therapiegruppen, denen im Co-System feste Bezugstherapeutinnen und -therapeuten zugeordnet sind. Durch die regelmäßige und möglichst konstante Beziehung zwischen Patientin oder Patient und Therapeutin oder Therapeut wird zum einen eine tragfähige therapeutische Beziehung angestrebt, zum anderen übernimmt die Bezugstherapeutin oder der Bezugstherapeut dabei eine steuernde und koordinierende Funktion.
Auch im medizinisch-ärztlichen Bereich erfolgt je nach Art der vorliegenden psychischen oder somatischen Erkrankungen eine bedarfsbezogene medizinische Behandlung.
Rehabilitationsziele
Ziel der Rehabilitationleistungen im Auftrag der Rentenversicherung ist die wesentliche Besserung beziehungsweise Wiederherstellung oder Erhaltung der Erwerbsfähigkeit. Für den Bereich der Krankenversicherung ist das Ziel, einer drohenden Behinderung oder Pflegebedürftigkeit vorzubeugen.
Für die Rehabilitation abhängigkeitskranker Menschen führen diese Vorgaben zu folgenden Zielsetzungen:
• Herstellung und Erhaltung dauerhafter Abstinenz beziehungsweise Minderung von Rückfallhäufigkeit und –dauer,
• Weitgehende Überwindung oder Bewältigung körperlicher und seelischer Störungen,
• Möglichst dauerhafte Wiedereingliederung in Arbeit, Beruf und Gesellschaft.
Rehabilitationsdauer
Die stationäre Rehabilitation bei uns dauert in der Regel 10 bis 13 Wochen, Die Behandlungsdauer wird nach Abschluss der Eingangsdiagnostik gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten festgelegt. Sie richtet sich nach dem Schweregrad der Abhängigkeit, den vorhandenen Problemkonstellationen (soziale und berufliche Belastungsfaktoren, psychische Probleme) sowie dem Motivationsniveau und der vorhandenen Krankheitseinsicht und /-akzeptanz. Bei begründbarer Indikation kann eine Verlängerung beantragt werden.
Rehabilitationskonzept
Auf welchen theoretischen Grundlagen wir arbeiten, welche Indikationen wir behandeln und wie wir die gesteckten Rehabilitationsziele erreichen wollen, erläutert unser Rehabilitationskonzept.
Diagnostik
Damit wir einen individuellen Rehabilitationsplan erstellen können, steht vor jeder Therapie eine umfassende Diagnostik. Dabei schauen wir nicht nur aus medizinischer Sicht, sondern klären auch psychische und psychosoziale Störungen, soziale Problemlagen und die berufliche Situation. Wichtig ist uns dabei auch, vorhandene Ressourcen zu erkennen, um sie nutzen zu können.
Diagnostik und individuelle Rehabilitationsplanung
Eine systematische Diagnostik ist die unabdingbare Voraussetzung für eine gezielte und individuelle Rehabilitationsplanung und Behandlung.
Unmittelbar nach der Aufnahme machen wir uns mittels Screening-Untersuchungen ein Gesamtbild der Störungen, aber auch der Ressourcen. Zudem führen wir Assessment-Untersuchungen durch, um bestehende Verdachts-Diagnosen zu sichern oder den Ausprägungsgrad oder das Stadium einer Erkrankung festzulegen.
Medizinische Diagnostik
In der medizinisch-somatischen Diagnostik sichten wir die medizinischen Unterlagen, klären die Anamnese und führen eine körperliche Aufnahmeuntersuchung, Laboruntersuchung einschließlich Alkohol-, Medikamenten- und Drogen-Screening, Ruhe-EKG sowie Zwischen- und Entlass-Untersuchung durch. In regelmäßigen Abständen kontrollieren wir die Laborwerte, den Kreislauf und das Gewicht. Je nach Indikation erfolgen Zusatz-Untersuchungen (beispielsweise Belastungs-EKG, Sonografie, Spirometrie), bei Bedarf auch konsiliarisch im Rahmen der regelmäßigen und engen Zusammenarbeit mit externen Fachärzten.
Verfügbare medizinische Diagnostik:
• Labor,
• Ruhe-EKG,
• Sonographie (Farbdopplerultraschallsystem mit 3 bis 7 MHz Convexsonde und 5 bis 12 MHz Linearsonde),
• Lungenfunktion,
• Langzeitblutdruckmessung.
Diagnostik der psychischen und psychosozialen Störungen
In der Diagnostik der psychischen und psychosozialen Störungen und Probleme sichten wir die psychologischen oder psychiatrischen Unterlagen, erheben die biografische und psychosoziale Eigen- und Fremdanamnese und beobachtend das Verhalten. Die funktionale Verhaltens-Analyse gibt Aufschluss über die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen für das Suchtverhalten.
Als Standard-Eingangsdiagnostik setzen wir ein Screeningverfahren nach den Rehabilitandenmanagementkategorien ein. Dieses Verfahren beinhaltet Voll- und Teilversionen, unter anderem von folgenden Testverfahren:
• Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT),
• Alkoholabstinenz-Selbstwirksamkeitsfragebogen (AASE),
• Beck Depressions-Inventar,
• Symptomcheckliste SCL 90 R,
• Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM),
• Fragebogen zur Sozialen Unterstützung (F.SozU).
Bei speziellen klinischen Fragestellungen kommen weitere neuropsychologische und klinisch-psychologische Testverfahren sowie Testverfahren bezüglich der Indikationen Pathologisches Spielen, Pathologischer PC-/Internetgebrauch sowie anderen komorbiden psychischen Störungen zum Einsatz.
Soziale Diagnostik
Auch über die sozialen Problemlagen (beispielsweise Schulden, forensische Probleme) und die möglichen Ressourcen (soziales Netzwerk, soziale Unterstützung) machen wir uns ein genaues Bild.
Erwerbsbezogene Diagnostik und Rehabilitationsplanung
In der ersten Rehabilitationswoche erfolgt eine ausführliche Arbeits- und Berufsanamnese einschließlich der Erfassung der sozialen Integration am Arbeitsplatz und der Selbsteinschätzung der Patientin oder des Patienten hinsichtlich seines beruflichen Leistungsvermögens. Diese Selbsteinschätzung gleichen wir ab mit den Ergebnissen der Standard-Eingangsdiagnostik. Im weiteren Verlauf vervollständigen wir die arbeitsbezogene Diagnostik durch eine Erhebung des Fähigkeits- und Leistungsspektrums.
Reha-Antrag
Die passende Reha-Klinik können Sie gemeinsam mit Ihren Patientinnen und Patienten mitbestimmen. Geben Sie in Ihrem Befundbericht die Wunschklinik an. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich gemeinsam für die Fachklinik Eußerthal entscheiden.
Befundbericht: Online übermitteln oder auf Papier ausdrucken - Sie haben die Wahl
Befundbericht online senden
Ihren Befundbericht können Sie direkt online an die Deutsche Rentenversicherung übermitteln. Nutzen Sie hierzu auf www.drv-rlp.de die Option der Online-Dienste "Unterlagen/Nachweise bei Ihrem Rentenversicherungträger einreichen".
Antragsformulare auf Papier nutzen
Ihren Ärztlichen Befundbericht können Sie Ihren Patientinnen und Patienten natürlich auch ausgedruckt mitgeben. Bitte verwenden Sie folgende Formulare:
Bitte beachten Sie, dass dem Reha-Antrag auch ein Sozialbericht der Beratungsstellen beigefügt werden muss. Hier erhalten Sie weitere Informationen ...
Mitgliedschaft in Fachverbänden und Fachgesellschaften, Mitarbeit in Arbeitskreisen
Wir beteiligen uns an Arbeitskreisen der Suchtkrankenhilfe und der Rehabilitation. Ebenso engagieren wir uns in Fachgesellschaften und bei Forschungsvorhaben sowie in der Zusammenarbeit mit Ausbildungs- und Forschungsinstituten.
Arbeitskreise, Fachverbände, Fachgesellschaften
Gemeinsam mit regionalen Rehabilitationseinrichtungen in der Region Südliche Weinstraße arbeiten wir im Arbeitskreis Reha regional SÜW daran, die Interessen und Belange der Rehabilitation in der Region zu vertreten. Überregional beteiligen wir uns aktiv im im Fachverband Sucht e.V. und der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Weiterhin sind wir im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie e.V. (dgsps) vertreten.
Kooperationen zur Fort- und Weiterbildung
Wir unterstützen unsere Mitarbeiter in Fort- und Weiterbildung durch Kooperation mit Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, beispielsweise mit dem Institut für Fort- und Weiterbildung in klinischer Verhaltenstherapie (IFKV) e.V. in Bad Dürkheim, mit dem Weiterbildungsstudiengang in Psychologischer Psychotherapie (WIPP--Weiterbildungsstudiengang in Psychologischer Psychotherapie) der Universität Koblenz-Landau in Landau, mit der Evangelischen Fachhochschule für Soziale Arbeit (Hochschule für Sozial- und Gesundheitswesen) in Ludwigshafen sowie mit der Prof. König & Leiser Schule in Kaiserslautern.
Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen
Durch die Kooperation mit Universitätskliniken beziehungsweise Universitäten und Fachhochschulen, beispielsweise bei Bachelor-/Masterarbeiten und Promotionen, bleiben wir auf dem wissenschaftlich aktuellsten Stand und können relevante Entwicklungen und Forschungsergebnisse frühzeitig in unser Behandlungskonzept aufnehmen.
Wir setzen auf Qualität
Unser Rehabilitationskonzept verbindet psycho- und soziotherapeutische, berufliche sowie medizinische und somatische Behandlungensformen. Wir arbeiten nach anerkannten Qualitätsstandards und nehmen am Qualitätssicherungsprogramm der Deutschen Rentenversicherung teil.
Darüber hinaus ist die Fachklinik Eußerthal nach IQMP-Reha (Integriertes Qualitätsmanagement-Programm) und nach MAAS BGW (Managementsystem mit Arbeitsschutz) zertifiziert.
Wissenschaftlichkeit und Evidenzbasierung
Die Behandlung in der Fachklinik Eußerthal orientiert sich an den Prinzipien und Grundlagen einer evidenzbasierten Medizin (EBM) und empirisch-wissenschaftlicher Grundsätze. Dies schließt die Reha-Therapiestandards der Deutschen Rentenversicherung mit ihren evidenzbasierten Therapie-Modulen (ETM) ein.
Empfohlene Internetseite
Infos für Ärztinnen und Ärzte
Informationen für Ihre Patientinnen und Patienten
Quelle:Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz
Klinikbroschüre: "Herzlich Willkommen in der Fachklinik Eußerthal"